Früher wollten wir Sicherheiten, heute wollen wir Strategien“ – Ein Gespräch mit einem Bankberater über Investitionskredite 2025

Ich treffe Thomas Richter in einem kleinen Café in Dresden.
Er arbeitet seit über 20 Jahren als Firmenkundenberater bei einer regionalen Bank – jemand, der schon hunderte Investitionskredite begleitet hat.
Wir sprechen über das, was sich in den letzten Jahren verändert hat – und warum Banken heute oft ganz anders denken, als viele Unternehmer glauben.


Alex: Thomas, mal ehrlich – wie sehr hat sich die Kreditvergabe seit der KI- und Digitalwelle verändert?

Thomas: Extrem. Früher haben wir hauptsächlich auf Sicherheiten geschaut – Maschinen, Gebäude, Grundstücke. Heute interessiert uns viel stärker das Geschäftsmodell.
Wenn mir jemand ein klares Konzept zeigt, wie er KI oder Digitalisierung in seine Prozesse integriert, bin ich sofort aufmerksam.
Wir wissen, dass sich Märkte schnell verändern, also suchen wir Unternehmer, die flexibel sind – nicht nur solide, sondern anpassungsfähig.


Alex: Also zählt heute eher der Plan als das Pfand?

Thomas: Genau. Ich sage oft: „Die Idee ist die neue Sicherheit.“
Natürlich schauen wir weiterhin auf Bonität und Eigenkapital, aber wenn jemand zeigt, dass er seine Branche verstanden hat und eine nachvollziehbare Strategie hat, kann das fehlende Sicherheiten oft ausgleichen.


Alex: Gibt’s Branchen, die aktuell besonders gute Chancen auf Investitionskredite haben?

Thomas: Auf jeden Fall.
Energieeffizienz, Digitalisierung, MedTech und Logistik – das sind die großen Themen.
Viele Förderprogramme zielen genau darauf.
Wenn jemand eine Wärmepumpenproduktion modernisiert oder KI in der Qualitätskontrolle nutzt, stehen alle Ampeln auf Grün.
Aber klassische Branchen wie Gastronomie oder Tourismus haben es schwerer, da brauchen wir oft regionale Förderung als Ergänzung.


Alex: Apropos Förderung – wie reagieren Banken auf die KfW-Programme und Zuschüsse?

Thomas: Wir lieben sie. (lacht)
Ernsthaft: Förderprogramme reduzieren unser Risiko, weil ein Teil des Geldes vom Staat abgesichert wird.
Was viele Unternehmer nicht wissen – die Bank ist oft der Vermittler zwischen ihnen und der KfW.
Wenn du also Förderung willst, komm zuerst zu uns, nicht direkt zur KfW.
Wir wissen, welches Programm passt – das spart dir Wochen an Recherche.


Alex: Wie sieht’s mit KI-Investitionen aus? Sind Banken da eher skeptisch oder interessiert?

Thomas: Skeptisch und interessiert.
Das Problem: Wir können Software schwer bewerten, weil sie keinen Wiederverkaufswert hat.
Aber wenn jemand belegt, dass KI seine Prozesse messbar verbessert – etwa durch geringere Fehlerquoten oder schnellere Abläufe – dann wird’s spannend.
Wir finanzieren mittlerweile sogar reine Softwareprojekte, wenn die Zahlen überzeugen.


Alex: Gibt es einen Tipp, den du jedem mitgeben würdest, der 2025 einen Investitionskredit beantragen will?

Thomas: Zwei sogar.
Erstens: Bereite dich vor wie auf ein Bewerbungsgespräch.
Kenn deine Zahlen, deine Ziele und dein Warum.
Zweitens: Verhandle ruhig.
Viele denken, die Konditionen stehen fest – tun sie nicht.
Wenn du mehrere Angebote hast, kannst du immer was rausholen.


Alex: Und wie erkennst du, ob jemand wirklich bereit ist, in sein Unternehmen zu investieren?

Thomas: Das spürst du.
Manche kommen mit Unsicherheit, andere mit Überzeugung.
Ich achte auf den Moment, in dem sie über ihr Projekt reden – wenn da Leidenschaft mitschwingt.
Dann weiß ich: Der Mensch steht hinter seiner Idee. Und das ist mir oft wichtiger als jede Bilanz.


Zwischen Kalkulation und Charakter

Nach einer Stunde verabschieden wir uns.
Thomas muss zurück in die Bank, ich zurück an meinen Schreibtisch.
Ich denke noch über seinen Satz nach:

„Die Idee ist die neue Sicherheit.“

Vielleicht ist das die schönste Zusammenfassung dessen, was Investitionskredite 2025 wirklich sind:
Nicht nur Zahlen auf Papier, sondern ein Ausdruck von Vertrauen – in Innovation, in Wandel, und in Menschen, die etwas Neues wagen.


 

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