Investitionskredit für Gastronomie: Warum Banken „Nein“ sagen & woher du trotzdem Geld bekommst

27. Dezember 2025

Ich liebe gutes Essen. Und ich weiß, viele von euch träumen diesen einen Traum: Das eigene Café, die kleine Burger-Bude oder das schicke Restaurant am Marktplatz.
Aber wenn ihr mit diesem Traum zur Bank geht, erlebt ihr oft euer blaues Wunder.
Die Stimmung beim Bankberater kippt nämlich schlagartig, wenn das Wort „Gastronomie“ fällt.
Plötzlich werden die Gesichter lang, die Zinsen hoch und die Anforderungen an Sicherheiten absurd. Ich habe einen Kumpel begleitet, der eine Pizzeria übernehmen wollte. Der Laden lief super, Zahlen waren top. Trotzdem haben drei Banken abgelehnt.

Warum ist das so? Und viel wichtiger: Wie kommt ihr trotzdem an das Startkapital oder den Kredit für die neue Gastro-Küche? Ich hab mich mal schlau gemacht und die besten Wege für euch gesammelt.

Warum die Gastronomie für Banken ein „Rotes Tuch“ ist

Wir müssen das verstehen, um dagegen argumentieren zu können. Banken hassen Risiko. Und Gastro ist Risiko pur.

  • Hohe Fluktuation: Statistisch gesehen machen viele Restaurants im ersten Jahr wieder zu.
  • Kaum Sicherheiten: Was hat ein Restaurant an Werten? Eine teure Küche (die man kaum wieder ausbauen kann, ohne sie zu beschädigen) und einen Pachtvertrag. Wenn der Laden pleite geht, steht die Bank mit fast nichts da.
  • Der „Cash“-Faktor: Früher wurde in der Gastro viel… sagen wir mal „kreativ“ abgerechnet. Banken sind da heute extrem misstrauisch, was die Umsatzzahlen angeht.

Das klingt hart. Ist es auch. Aber es gibt Wege drumherum.

Weg 1: Das Brauereidarlehen (Der Klassiker mit Haken)

Das ist der Weg, den fast jeder Wirt kennt. Du gehst nicht zur Bank, du gehst zur Brauerei (Krombacher, Bitburger, regionale Brauereien). Die geben dir einen Kredit – oft sogar zinsgünstig oder als „verlorenen Zuschuss“ für die Einrichtung. Aber Vorsicht! Das ist kein Geschenktes Geld. Im Gegenzug unterschreibst du einen Bierliefervertrag. Du verpflichtest dich, für 5 oder 10 Jahre nur deren Bier zu kaufen. Und jetzt kommt der Haken: Oft zu Preisen, die deutlich über dem liegen, was du im Großmarkt zahlen würdest.

Mein Tipp: Rechnet das spitz durch!
Darlehenssumme gegen Mehrkosten beim Bier über 10 Jahre. Oft zahlt ihr da nämlich indirekt 15% Zinsen, ohne es zu merken. Lohnt sich meist nur, wenn ihr wirklich diese Marke ausschenken wolltet.

Weg 2: Leasing und Mietkauf für das Inventar

Vergesst den Bankkredit für den Kombidämpfer oder die Kaffeemaschine. Geht direkt zu den Herstellern oder spezialisierten Gastro-Leasing-Firmen (wie Albis oder GRENKE). Denen ist oft egal, wie eure BWA aussieht, solange die Schufa sauber ist. Warum? Weil sie die Kaffeemaschine einfach wieder abholen, wenn ihr nicht zahlt. Die Maschine ist die Sicherheit.
Das schont eure Liquidität extrem. Ihr zahlt monatliche Raten aus dem laufenden Umsatz, statt 20.000 Euro auf einen Schlag auf den Tisch zu legen.

Weg 3: Crowd-Investing (Für coole Konzepte)

Wenn ihr ein 08/15 Schnitzelhaus aufmachen wollt, vergesst diesen Punkt. Aber wenn ihr ein veganes Cat-Café oder eine nachhaltige Rösterei plant, dann ist die „Crowd“ euer Freund. Plattformen wie Startnext oder spezialisierte Gastro-Crowd-Seiten ermöglichen es, Stammkunden zu Investoren zu machen.

„Investiere 1000 Euro und du kriegst 3 Jahre lang Gratis-Kaffee.“ Das Geniale: Ihr habt nicht nur Geld, sondern sofort Kunden, die wollen dass ihr Erfolg habt (weil sie ja ihren Gratis-Kaffee wollen). Das ist Marketing und Finanzierung in einem.

Weg 4: Die KfW (Ja, auch hier!)

Ich reite immer wieder drauf rum, aber es stimmt halt. Gerade für Gründer in der Gastro ist das „KfW StartGeld“ oft die einzige Chance bei der Hausbank. Warum? Weil die KfW der Bank 80% des Risikos abnimmt. Das Argument für euren Bankberater: „Liebe Sparkasse, ihr riskiert hier nur 20% der Summe. Wenn mein Laden floppt, zahlt der Staat den Rest.“ Das senkt die Hemmschwelle der Bank gewaltig. Aber dafür braucht ihr einen Businessplan, der sitzt.

Der Businessplan-Hack für Gastronomen

Wenn ihr den Kreditantrag schreibt, achtet auf eine Sache mehr als auf alles andere: Den Standort. Schreibt nicht nur „gute Lage“. Schreibt: „Fußgängerzone, Frequenz 2000 Leute pro Stunde, nächste Konkurrenz 500m entfernt, Mietvertrag läuft fest über 10 Jahre mit Option.“
Und: Klärt die Konzession! Nichts macht einen Banker nervöser als die Frage: „Haben Sie denn schon die Erlaubnis vom Ordnungsamt?“ Klärt das vorher.
Gastro-Finanzierung ist die Königsdisziplin. Lasst euch nicht entmutigen, wenn die ersten drei Banken lachen.
Mischt die Finanzierung!

  • 30% Eigenkapital (muss sein in der Gastro, ohne geht fast nix)
  • 30% Leasing für die Küche
  • 20% Brauerei (wenn es passt)
  • 20% Förderkredit für den Umbau

Es ist ein Puzzle, aber wenn der Laden erstmal brummt, schmeckt der Erfolg umso besser.

Habt ihr Gastro-Erfahrung? Seid ihr in die „Brauerei-Falle“ getappt oder habt ihr einen guten Deal gemacht? Schreibt mir mal in die Kommentare, welche Brauerei fair ist und welche nicht – da warnen wir uns gegenseitig!