Investitionskredit und Liquidität: Wie ich meine Raten auch in schlechten Monaten stemmen konnte

Ich geb’s offen zu: Als ich meinen ersten großen Investitionskredit aufgenommen hab, war ich naiv.
Ich hatte den Kreditrahmen im Blick, die Zinsen im Kopf, den Verwendungszweck klar – aber was ich völlig unterschätzt hab:
Was ist, wenn’s mal nicht läuft? Wenn die Umsätze schwanken? Wenn Kunden später zahlen? Wenn eine unvorhergesehene Rechnung reinflattert?
Das sind keine hypothetischen Fragen – das ist Realität im Unternehmerleben. Und plötzlich sitzt du da und denkst dir: Wie zum Teufel zahl ich jetzt die Rate?

Heute erzähl ich dir, wie ich meine Liquidität trotz laufendem Investitionskredit unter Kontrolle behalten habe. Und wie du dich richtig aufstellst, damit dein Kredit dich nicht auffrisst.

Der Klassiker: Investieren und dann „mal sehen“

Mein Fehler damals war simpel: Ich hab gedacht, die Investition bringt ja mehr Umsatz – und dann ist die Rate kein Problem.
Aber Investitionen brauchen Zeit, um zu wirken. Und der erste Monat nach Anschaffung ist oft teurer – nicht günstiger.

In meinem Fall ging’s um eine neue Maschine. Teuer, groß, wichtig.
Aber:

  • Die Mitarbeiter mussten erst geschult werden
  • Die Prozesse mussten angepasst werden
  • Ein geplanter Großauftrag platzte
  • Und plötzlich war da: Eine Rate von 850 Euro. Jeden Monat. Fix.

Liquiditätsplanung: Der Begriff klingt trocken, rettet aber Existenzen

Ich hab dann (leider etwas zu spät) angefangen, meine Liquidität regelmäßig zu planen.
Heißt konkret:

  • Ich hab alle Zahlungsein- und -ausgänge in einem simplen Excel-Sheet eingetragen
  • Ich hab Puffer eingebaut für unerwartete Ausgaben
  • Ich hab mir eine Notreserve angespart: 3 Monatsraten auf einem separaten Konto
  • Und ich hab meine Buchhaltung beschleunigt, damit Geld schneller reinfließt

Das war nicht sexy – aber überlebenswichtig.

Tilgungsfreie Anlaufzeit: Mein heimlicher Retter

Rückblickend war das der klügste Haken im Kreditvertrag:
Ich hatte bei meinem KfW-Investitionskredit zwei Jahre tilgungsfreie Anlaufzeit. Das heißt: Ich musste nur Zinsen zahlen, keine Tilgung.

Diese Zeit hat mir geholfen:

  • Das Geschäft in Ruhe aufzubauen
  • Umsätze zu stabilisieren
  • Kundenbeziehungen zu festigen
  • Ohne gleich unter vollem Druck zu stehen

Wenn du einen Kredit aufnimmst: Besteh auf eine tilgungsfreie Phase. Auch wenn’s „nur“ 6 oder 12 Monate sind – das kann Gold wert sein.

Was mir zusätzlich geholfen hat

Neben Planung und Puffer hab ich noch ein paar kleine, aber mächtige Tricks genutzt:

1. Zahlungseingänge optimieren:
Ich hab mit Kunden über kürzere Zahlungsziele gesprochen. 14 statt 30 Tage – das hilft enorm, wenn du’s vernünftig erklärst.

2. Zwischenfinanzierungen prüfen:
Eine kurzfristige Betriebsmittellinie bei der Bank kann helfen, wenn mal ein Engpass droht.

3. Raten anpassen lassen:
Ja, das geht. Wenn du frühzeitig mit der Bank sprichst und zeigst, dass du’s im Griff hast, sind viele Institute zu Anpassungen bereit.

4. Zusatzeinnahmen schaffen:
Ich hab z. B. ungenutzte Maschinenzeiten über eine Plattform vermietet. War kein Riesenbetrag, aber besser als nix.

Dein Investitionskredit darf dein Unternehmen nicht auffressen

Ein Investitionskredit ist ein Werkzeug – aber kein Selbstläufer.
Wenn du deine Liquidität nicht aktiv steuerst, kann die monatliche Rate zur tickenden Zeitbombe werden.

Deshalb mein Rat:

  • Plane nicht nur die Anschaffung, sondern auch den Betrieb.
  • Baue dir Rücklagen auf – auch kleine Summen helfen.
  • Verhandle immer vorher über Spielräume im Vertrag.
  • Und bleib in Bewegung – Finanzen brauchen Aufmerksamkeit, kein „wird schon klappen“-Gefühl.

Wenn du Fragen hast oder selbst mal einen Engpass überbrücken musstest – schreib mir. Vielleicht kann ich dir mit meinem Erfahrungsschatz ein bisschen weiterhelfen.

Bleib wachsam, bleib flexibel – und investiere mit klarem Kopf. Dein Alex


 

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