Investitionskredit für Ärzte & Praxen – Wie ich den Schritt in die eigene Praxis gewagt habe

Ich erinnere mich noch genau an den Moment, als ich das erste Mal in die Praxis trat, die ich später übernehmen sollte. Alte Ledersessel, grün getönte Glasscheiben, ein Geruch nach Desinfektionsmittel und Aktenstaub. Nichts Modernes, aber Charme hatte sie – und eine treue Patientenschaft.
Der Traum von der eigenen Praxis war schon lange da. Doch der Preis dafür war deutlich höher, als ich anfangs dachte. Geräte, Umbau, Software, Inventar, Ablöse an den Vorbesitzer – die Summe war gewaltig. Ich wusste: Ohne einen Investitionskredit läuft hier gar nichts.


Die Entscheidung: Übernehmen statt neu gründen

Viele Kollegen gehen den Weg einer Neugründung, aber eine bestehende Praxis hat Vorteile: Stammkundschaft, funktionierende Abläufe, eingespieltes Personal.
Das Risiko liegt im Detail – man übernimmt auch alte Strukturen, manchmal veraltete Technik und hohe laufende Kosten.
Ich habe mich bewusst entschieden, zu modernisieren statt alles neu aufzubauen. Und das war der Punkt, an dem der Investitionskredit ins Spiel kam.


Die Finanzierung: Mehr als nur „Kredit aufnehmen“

Ich habe mich an meine Hausbank gewandt, und die war sofort offen – aber auch sehr gründlich. Für Ärzte gelten zwar oft bessere Konditionen, weil das Ausfallrisiko geringer ist, doch man muss trotzdem überzeugen.

Benötigt wurden:

  • Eine Praxisbewertung durch einen Gutachter
  • Ein Businessplan mit Umsatzprognosen
  • Nachweise über Qualifikationen und Patientenstamm

Ich entschied mich am Ende für einen KfW-Unternehmerkredit kombiniert mit einem Hausbankdarlehen. So konnte ich günstige Zinsen nutzen und gleichzeitig den Spielraum für Modernisierungen behalten.


Was ich mit dem Kredit finanziert habe

Ich wollte keine halben Sachen machen. Wenn schon übernehmen, dann richtig.
Also flossen die Mittel in:

  • Neue Medizintechnik, digital und wartungsarm
  • Praxissoftware für effiziente Verwaltung
  • Umbau und Barrierefreiheit, inklusive neuer Empfangszone
  • Marketingmaßnahmen – eine neue Website, moderne Terminbuchung, frisches Branding

Heute wirkt die Praxis nicht nur moderner – sie läuft auch effizienter. Termine sind digital planbar, Papierakten gehören der Vergangenheit an, und das Team ist spürbar entspannter.


Die größte Herausforderung

Der Papierkram. Ganz ehrlich – die Bürokratie war das Schwierigste.
Von Förderanträgen über Nachweise bis hin zu Arztkammer-Zertifikaten – es fühlte sich an, als müsste ich erst ein zweites Studium absolvieren. Aber das gehört dazu.
Was geholfen hat, war die Zusammenarbeit mit einem Finanzberater, der auf Heilberufe spezialisiert ist. Der kannte die passenden Programme, wusste, welche Formulierungen Banken mögen, und hat mir viel Stress erspart.


Heute – ein paar Jahre später – läuft die Praxis besser, als ich es mir je erträumt hätte. Der Kredit ist längst kein Klotz am Bein, sondern war das Sprungbrett in die Selbstständigkeit.
Und manchmal, wenn ich früh morgens das Licht in der Praxis anschalte, denke ich: „Ja, das war es wert.“


💬 Mein Rat an dich:
Wenn du Ärztin oder Arzt bist und über eine eigene Praxis nachdenkst – geh den Weg. Aber bereite dich gut vor, prüfe Förderprogramme, und such dir Partner, die wissen, wie man medizinische Investitionen finanziert. Es ist kein leichter Weg, aber ein unglaublich erfüllender.


 

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