KfW-Kredit beantragen: So holst du dir das günstige Staatsgeld (ohne dabei durchzudrehen)
Wenn wir über Investitionskredite reden, kommen wir an drei Buchstaben nicht vorbei: K. f. W.
Die Kreditanstalt für Wiederaufbau. Klingt staubig, klingt nach Nachkriegszeit, ist aber für uns Unternehmer oft der einzige Weg, um an Zinsen zu kommen, bei denen einem nicht schwindelig wird.
Gerade jetzt, wo die Bauzinsen und auch die normalen Firmenkredite immer noch auf einem sportlichen Niveau sind, ist der „KfW-Zins“ oft der Retter in der Not. Aber – und das ist ein riesiges Aber – der Weg dahin ist gepflastert mit Formularen, genervten Bankberatern und Fallstricken.
Ich habe diesen Tanz schon zweimal mitgemacht. Einmal für meine Gründung damals und letztes Jahr für die Energieeffizienz-Sanierung unserer Büroräume. Ich zeig euch heute mal, wie ihr an den Honigtopf kommt, ohne dass euch vorher die Puste ausgeht.
Das Wichtigste zuerst: Du kannst nicht zur KfW gehen
Das ist der Fehler Nr. 1, den ich immer wieder höre. „Ich geh mal zur KfW und hol mir Geld.“
Nein, tust du nicht. Die KfW hat keine Filialen. Du kannst da nicht reingehen und Kaffee trinken.
Es gilt das sogenannte Hausbankprinzip.
Das heißt: Du gehst zu deiner normalen Bank (Sparkasse, Volksbank, Commerzbank, etc.) und sagst denen: „Ich möchte einen Investitionskredit, aber bitte gefördert über die KfW.“
Deine Bank ist dann der Durchleiter. Sie prüft deine Bonität, sie trägt das Risiko (meistens) und sie gibt dir das Geld. Die KfW refinanziert das Ganze nur im Hintergrund zu super Konditionen.
Und hier liegt das Problem:
Deine Hausbank hat daran oft wenig Interesse. Warum?
- Es ist viel mehr Papierkram für den Berater.
- Die Marge (der Gewinn) für die Bank ist oft winzig im Vergleich zu deren eigenen „Hauskrediten“.
Deshalb versuchen manche Berater, einem den KfW-Kredit auszureden. „Ach, das dauert ewig, nehmen Sie doch unseren Blitzkredit, der ist nur 1% teurer…“ – Fallt da nicht drauf rein! Rechnet nach. Auf 10 Jahre sind 1% Zinsunterschied Welten!
Die Programme: Welches passt zu dir?
Der Dschungel an Programmen ist riesig, aber für uns „normale“ Unternehmer sind meistens nur 2-3 relevant. Hier ein kurzer Überblick über die Klassiker (Stand Ende 2025):
1. ERP-Gründerkredit – StartGeld (Programm 067)
Der Klassiker für alle, die noch keine 5 Jahre am Markt sind.
- Vorteil: Du brauchst oft weniger Sicherheiten, weil die KfW der Bank 80% des Risikos abnimmt (Haftungsfreistellung). Das ist der „Joker“, wenn deine Bank sagt „Ihre Sicherheiten reichen nicht“.
- Für wen: Gründer, Nachfolger, junge Unternehmen. Bis 125.000 Euro.
2. ERP-Digitalisierungs- und Innovationskredit (Programm 380)
Mein persönlicher Favorit. Wenn ihr – wie ich neulich – die IT neu aufstellt, Prozesse digitalisiert oder eine App entwickeln lasst.
- Vorteil: Zinsen sind oft extrem niedrig. Mindestbetrag ist aber oft etwas höher (ab 25.000 €).
3. Erneuerbare Energien & Energieeffizienz (Diverse Programme, z.B. 270)
Ihr wollt Solar aufs Hallendach packen oder die Fenster im Büro tauschen? Dafür gibt es fast immer Geld. Und oft sogar Tilgungszuschüsse. Das heißt: Ihr müsst einen Teil des Kredits gar nicht zurückzahlen. Geschenktes Geld vom Staat. Besser gehts nicht.
Die Goldene Regel: NIEMALS vorher anfangen!
Leute, wenn ihr aus diesem Artikel nur eine Sache mitnehmt, dann bitte diese:
Das Vorhaben darf erst beginnen, wenn der Antrag gestellt ist.
„Vorhabenbeginn“ ist für die KfW heilig.
Wenn ihr die neue Maschine schon bestellt habt (Unterschrift unter Kaufvertrag reicht!), und danach zur Bank geht um den KfW-Antrag zu stellen -> Abgelehnt. Sofort. Ohne Diskussion.
Ihr dürft Angebote einholen. Ihr dürft planen. Aber nichts unterschreiben, was euch zum Kauf verpflichtet, bevor ihr nicht das „Go“ (oder zumindest den Antrag) bei der Bank durch habt. Ich kenne jemanden, der deswegen 50.000 Euro Förderung verloren hat. Bitter.
Mein „Schlachtplan“ für das Bankgespräch
Damit euer Bankberater nicht sofort abwinkt, müsst ihr ihm die Arbeit erleichtern. Serviert ihm den Antrag auf dem Silbertablett.
- Der KfW-Förderassistent:Geht auf die Webseite der KfW. Da gibt es ein Tool, das nennt sich „Vorhaben-Checker“ oder Förderassistent. Da klickt ihr euch durch. Am Ende spuckt das Ding genau aus, welches Programm passt und sogar schon ein vorausgefülltes Formular.
- Druckt das aus!Nehmt diesen Wisch mit zum Banktermin. Legt ihn auf den Tisch und sagt: „Herr Müller, ich hab das schonmal vorbereitet, es geht um das Programm 067, hier sind alle Daten.“Ihr werdet sehen, wie sich die Miene des Beraters aufhellt. Ihr habt ihm gerade 30 Minuten Arbeit gespart. Die Chance auf eine Zusage steigt dramatisch.
- Hartnäckig bleiben:Wenn die Bank „Nein“ sagt, fragt genau warum. Liegt es an euch (Bonität) oder haben sie einfach keine Lust auf KfW? Wenn letzteres: Geht zu einer anderen Bank! Oder nutzt Finanzierungsvermittler (wie Compeon, über die ich letztes Mal schrieb), die arbeiten oft gerne mit Fördermitteln.
Lohnt sich der Aufwand?
Ganz ehrlich? Ja.
Klar, ihr müsst mehr Formulare ausfüllen. Und ja, bis das Geld auf dem Konto ist, vergehen oft 4 bis 8 Wochen (normale Kredite gehen schneller).
Aber wir reden hier oft über Zinsvorteile, die über die Laufzeit einen Kleinwagen ausmachen können. Und bei den Programmen mit Haftungsfreistellung ist es oft überhaupt der einzige Weg, wie man als kleiner Unternehmer an große Summen kommt.
Ich hab meine IT-Finanzierung am Ende als Mix gemacht. 50% KfW für die Hardware, 50% aus dem Cashflow für die Software-Lizenzen. Hat super funktioniert.
Habt ihr schon Erfahrungen mit der KfW gemacht? Eher „Nie wieder“ oder „Immer wieder gerne“? Schreibt mir mal, ob eure Hausbank da mitgezogen hat oder ob ihr kämpfen musstet. Das würde mich echt interessieren, denn da scheint jede Bankfiliale anders zu ticken.
Viel Erfolg beim Antrag-Schlachtfest!