Meine Erfahrungen mit COMPEON: Rettungsanker oder Zeitverschwendung für den Investitionskredit?

3. Dezember 2025

Nachdem wir uns ja letztes Mal angeschaut haben, ob wir kaufen oder leasen sollen, müssen wir heute mal Tacheles reden: Woher kommt die Kohle eigentlich?
Ich hab ja schon angedeutet, dass ich nicht mehr nur blind zu meiner Hausbank renne. Versteht mich nicht falsch, mein Berater dort ist ein netter Kerl, aber er hat halt nur seine Produkte im Koffer. Wenn die Sparkasse gerade keine Lust auf meine Branche hat oder die Zinsen oben sind, hab ich Pech gehabt.

Deswegen habe ich mir für meine letzte größere Investition (neue Server-Infrastruktur, sauteuer das Zeug) mal COMPEON angeschaut. Man liest ja ständig davon: „Das Amazon für Firmenkredite“, „Unabhängiger Vergleich“ und so weiter.
Ich war skeptisch. Online-Plattformen versprechen ja oft das Blaue vom Himmel. Aber ich dachte mir: Probieren kostet nix (stimmt übrigens, die Anfrage ist kostenlos). Hier ist mein ungeschönter Bericht, wie das ablief und für wen sich das lohnt.

Was ist Compeon eigentlich genau?

Ganz kurz zur Erklärung, damit wir alle vom selben sprechen. Compeon ist keine Bank. Die geben euch kein Geld.
Es ist ein Marktplatz. Stellt es euch vor wie Check24, aber eben nicht für Stromtarife, sondern für gewerbliche Finanzierungen. Auf der anderen Seite der Leitung sitzen über 200 Banken. Sparkassen, Volksbanken, Großbanken und auch Spezialfinanzierer.
Die Idee: Du lädst deine Daten einmal hoch, und Compeon wirft das quasi in die Runde („Ausschreibung“). Die Banken können sich dann um dich „bewerben“. Klingt gut, oder? In der Theorie heißt das: Konkurrenz belebt das Geschäft und drückt die Zinsen.

Der Prozess: Mein „Selbstversuch“

Ich hab mich also an einem verregneten Dienstagabend da hingesetzt.

1. Die Anmeldung & Datenfutter

Macht euch nichts vor: „In 5 Minuten zum Kredit“ ist Marketing-Quatsch. Zumindest bei Investitionskrediten. Wir reden hier nicht von 500 Euro Dispo.

Ich musste schon einiges an Daten liefern.

  • Jahresabschlüsse der letzten zwei Jahre
  • Aktuelle BWA (Betriebswirtschaftliche Auswertung)
  • Verwendungszweck ganz genau beschreiben

Das Hochladen ging aber recht fix. Was ich gut fand: Das Portal ist aufgeräumt. Man muss kein IT-Profi sein um sich da zurechtzufinden.

2. Der Anruf (Überraschung!)

Ich dachte, das läuft alles vollautomatisch per Algorithmus. Pustekuchen. Am nächsten Morgen klingelte mein Handy. Ein Berater von Compeon.
Erst war ich genervt („Ich hab doch alles hochgeladen!“), aber das Gespräch war tatsächlich sinnvoll. Der Typ hat meine Angaben gecheckt und mir den Tipp gegeben, die Laufzeit etwas anzupassen, damit die Rate besser zu meinem Cashflow passt. Außerdem hat er aktiv nachgefragt, ob wir Fördermittel einbauen wollen (KfW und so).
Pluspunkt: Die prüfen also wirklich vor, damit die Anfrage bei den Banken nicht direkt im Papierkorb landet.

3. Das Warten auf Angebote

Das ist der Teil, der Geduld braucht. Es ist eben kein „Sofortkredit“. Es hat bei mir ca. 4 Werktage gedauert, bis die ersten konkreten Angebote im Postfach lagen.
Das Spannende war: Es waren Banken dabei, die ich nie auf dem Schirm hatte. Eine Volksbank aus einem ganz anderen Bundesteil und eine Spezialbank für Tech-Investitionen.

Das Ergebnis: War es billiger?

Jetzt Butter bei die Fische. Ich hatte parallel bei meiner Hausbank angefragt. Das Angebot der Hausbank lag bei ca. 5,2 % Zinsen (fiktiver Wert für das Beispiel, Zinsen ändern sich ja täglich).
Über Compeon kam ein Angebot rein für 4,8 %.

Klingt erstmal nach wenig Unterschied. Aber bei einer Kreditsumme von 50.000 Euro oder mehr über 5 Jahre läppert sich das gewaltig. Wir reden hier schnell über ein paar Tausend Euro, die man spart oder eben zum Fenster rauswirft.
Was mir aber fast noch wichtiger war: Die Fördermittel-Beratung. Über die Plattform wurde automatisch gecheckt, ob mein Vorhaben förderfähig ist. Das machen manche träge Bankberater vor Ort nicht immer automatisch, weil es für sie Arbeit bedeutet.

Die Nachteile (Ja, die gibt es auch)

Ich will hier keine Lobeshymne singen, ich werde dafür ja nicht bezahlt. Es gab auch Sachen die mich gestört haben:

  1. Daten-Striptease: Ihr gebt eure sensibelsten Firmendaten an eine Plattform, die sie an viele Banken weiterreicht. Datenschutz wird dort sicher groß geschrieben, aber man muss sich bewusst sein: Man macht sich nackig vor vielen Augen.
  2. Nicht für blutige Anfänger ohne Umsatz: Wenn du gerade erst gegründet hast und noch keine Zahlen (Jahresabschluss) vorweisen kannst, ist Compeon schwierig. Die Banken wollen eine Historie sehen. Für Startups ohne Umsatz gibt es andere Wege, da fallen viele hier durchs Raster.
  3. Die Flut: Wenn man Pech hat (oder Glück, Ansichtssache), kriegt man sehr viele Rückfragen von verschiedenen Banken. Das muss man managen.

Mein Fazit zu Compeon

Für einen Investitionskredit ist die Plattform meiner Meinung nach ein extrem mächtiges Werkzeug.
Warum? Weil es die Machtverhältnisse umdreht.
Normalerweise gehe ich als Bittsteller zur Bank. Hier bewerben sich Banken um mich. Das Gefühl allein ist schon gut.

Meine Empfehlung:
Nutzt Compeon (oder vergleichbare Portale wie Finanzcheck für Gewerbe) als Vergleichsbasis.
Ihr müsst den Kredit da ja nicht abschließen. Aber mit dem Angebot von dort in der Tasche könnt ihr zu eurer Hausbank gehen und sagen: „Guck mal, die bieten mir das für 4,8 %. Könnt ihr da mitgehen?“
Oft bewegen sich die Hausbanken dann plötzlich doch noch, weil sie euch als Kunden nicht verlieren wollen.

Pro-Tipp: Achtet darauf, dass ihr „konditionsanfragen“ stellt und keine „Kreditanfragen“, damit euer Schufa-Score nicht unnötig belastet wird, wenn ihr nur vergleichen wollt. Compeon macht das meines Wissens nach standardmäßig so (Schufa-Neutral), aber fragt lieber nochmal nach.

Habt ihr das Portal schonmal genutzt? Oder schwört ihr auf den Handschlag beim Filialleiter im Dorf? Ich bin gespannt auf eure Storys – schreibt’s mir in die Kommentare!

Bis neulich, Euer Alex