Wie viel Kredit kann ich mir als Selbstständiger leisten – ohne schlaflose Nächte?

Wenn du selbstständig bist und über eine Investition nachdenkst, kommt irgendwann der Moment der Wahrheit:
Wie viel Kredit ist eigentlich machbar – ohne dass ich nachts wachliege und meine Kontoauszüge anstarre?
Ich bin Alex – und ich hab in meiner Selbstständigkeit Kredite aufgenommen, zurückgezahlt, umgeschuldet, gefeiert und auch mal geschwitzt. Heute zeig ich dir, wie du ganz einfach abschätzen kannst, was für dich drin ist – ohne dich zu überfordern.


Der Denkfehler: Kredit = Monatsrate? Falsch.

Viele denken: „Ach, ich verdiene 3.000 € im Monat, also kann ich locker 500 € Rate stemmen.“
Falsch gedacht. Denn als Selbstständiger hast du:

  • Schwankende Einnahmen
  • Unerwartete Kosten
  • Steuerzahlungen, die gerne mal überraschen
  • Und: keine Gehaltssicherheit wie ein Angestellter

Deshalb brauchst du eine realistische Einschätzung – und die basiert auf Durchschnitt, Puffer und Szenarien.


Die Faustformel: 10–20 % deines durchschnittlichen Monatsgewinns

Eine grobe Orientierung für Investitionskredite, die dich nicht in den Wahnsinn treiben:

Max. 10–15 % deines durchschnittlichen monatlichen Gewinns als Kreditrate
✅ Bei stabilen Einnahmen auch mal 20 %, aber nur mit Rücklagen
✅ Besser: aufrunden, als schönrechnen


Mein persönliches Beispiel: Was ich mir realistisch leisten konnte

Als ich meinen letzten Investitionskredit aufgenommen habe, sah das so aus:

  • Durchschnittlicher Monatsgewinn: 2.800 € netto
  • Rücklagen für 3 Monate vorhanden
  • Projekt: Digitalisierungsmaßnahme (mit direktem Umsatzpotenzial)
  • Kreditbetrag: 25.000 €, Laufzeit: 48 Monate
  • Rate: ca. 610 € monatlich

Klingt erstmal viel – aber:

  • Ich wusste, ab Monat 4 bringt die Investition neue Einnahmen
  • Ich hatte eine Pufferkalkulation: auch wenn’s 2 Monate schlecht läuft, bleibe ich zahlungsfähig
  • Ich hab eine tilgungsfreie Startzeit von 3 Monaten vereinbart

Fazit: Keine schlaflosen Nächte. Weil ich vorher gerechnet – und nicht gehofft habe.


Wie du deinen „sicheren“ Kreditrahmen berechnest – in 5 Minuten

Hier meine einfache Formel, die ich inzwischen immer nutze:

  1. Nimm deinen durchschnittlichen Monatsgewinn der letzten 6–12 Monate
  2. Ziehe davon alle fixen privaten und geschäftlichen Kosten ab
  3. Von dem, was übrig bleibt, nimm max. 20 % für eine mögliche Kreditrate
  4. Prüfe: Reicht das für die geplante Rate?
  5. Wenn nein: Entweder Laufzeit verlängern – oder Summe kleiner ansetzen

Beispielrechnung:

  • Monatlicher Gewinn: 3.500 €
  • Fixkosten gesamt (privat & geschäftlich): 2.200 €
  • Bleiben: 1.300 €
  • 20 % davon: 260 € Rate → entspricht bei 5 Jahren Laufzeit etwa 12.000–13.000 € Kredit

✅ Das wäre eine gesunde Größe – ohne Risiko, dass du in 2 Monaten ins Schwimmen kommst.


Bonus-Tipp: Plane IMMER einen Puffer ein

Ich rechne bei jedem Kredit mit einem Liquiditätspuffer von 3 Monaten. Wenn’s mal schlecht läuft, darf mich die Kreditrate nicht direkt in die Pleite drücken.
Und: Wenn möglich, immer mit Sondertilgungsoption – damit du bei guten Monaten früher rauskommst.


Mein Fazit: Kredit darf dich fordern – aber nicht auffressen

Ein Kredit ist ein Werkzeug – nicht dein Endgegner. Wenn du ihn klug planst, ist er ein Wachstumsbooster. Wenn du zu viel willst oder zu wenig Puffer lässt, wird er zum Klotz am Bein.
Mein Tipp: Rechne lieber konservativ, und hab hinterher Luft – als dich zu optimistisch zu verschulden. Dann schläfst du besser. Und arbeitest entspannter.


 

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