Man sagt, die deutsche Bürokratie ist gründlich.
Ich sage: Sie ist ein eigenes Ökosystem – ein lebendes Wesen aus Formularen, Stempeln und PDF-Anhängen.
Und wer sich traut, einen Förderkredit zu beantragen, der begibt sich in ihr Revier.
Ich hab’s getan. Und ich hab überlebt.
Aber nur knapp.
Stufe 1: Der Antrag – oder wie man lernt, PDFs zu lieben
Es beginnt harmlos.
Man klickt sich durch die Förderdatenbank und denkt: „Oh, das klingt gut! Bis zu 30 % Zuschuss!“
Dann klickt man auf „Weitere Informationen“ – und zack: 17 Unterpunkte, drei PDF-Downloads und ein Hinweis, dass man erst einen Zugang über ein anderes Portal braucht, das wiederum nur per elektronischem Personalausweis funktioniert.
Ich hab irgendwann aufgehört zu zählen, wie viele Male ich das Wort „Nachweis“ gelesen habe.
Kleine Kostprobe aus meinem echten Antrag:
- Nachweis über die fachliche Eignung
- Nachweis über die Förderfähigkeit
- Nachweis über die Existenz von Nachweisen
Ich schwöre, wenn ich ein Huhn wäre, hätte ich wahrscheinlich auch noch den Nachweis über die Legeleistung einreichen müssen. 🐔
Stufe 2: Das Bankgespräch – zwischen Hoffnung und Formular F27/3B
„Herr Bosse, das Programm klingt interessant, aber wir müssen das Ganze natürlich noch prüfen.“
Natürlich.
Prüfen heißt in diesem Fall: Ich reiche 25 Seiten Unterlagen ein, und sie fragen dann nach genau dem einen Blatt, das ich vergessen habe.
Ich erinnere mich an den Satz meines Beraters:
„Das ist jetzt nur noch eine Formalität.“
Und ich, ganz naiv: „Ah, also sind wir fast durch?“
Er: „Nein, das war die erste Formalität.“
Stufe 3: Die Förderung – sie existiert, aber man muss sie beschwören
Zwei Wochen Funkstille. Dann ein Anruf:
„Wir bräuchten bitte noch eine zusätzliche Projektbeschreibung, eine detaillierte Kalkulation und – ähm – eine Erklärung, warum die Investition nicht auch ohne Förderung umgesetzt würde.“
Ich so: „Na weil ich sonst kein Geld hab?!“
Aber das ist zu einfach.
Die offizielle Antwort muss klingen wie ein Gedicht:
„Ohne Förderung wäre die Umsetzung in dieser Form wirtschaftlich nicht darstellbar, da sie die Kapazitäten des Eigenkapitals übersteigt.“
Klingt besser, oder?
Stufe 4: Der Triumph – das Geld kommt!
Und dann passiert es wirklich.
Eines Morgens: Kontoauszug geöffnet, KfW-Gutschrift da.
Ich sitze da, die Sonne scheint, ich hebe die Kaffeetasse und denke:
„Ich hab’s geschafft. Ich hab die Bürokratie besiegt.“
Zehn Minuten später kommt eine Mail mit dem Betreff: „Verwendungsnachweis fehlt“.
Ich schwöre, ich hab kurz überlegt, meinen Laptop aus dem Fenster zu werfen.
Lachen hilft (und gute Vorbereitung auch)
Trotz allem: Es lohnt sich.
Der Papierkrieg zahlt sich aus, und wer durchhält, wird mit richtig guten Konditionen oder Zuschüssen belohnt.
Aber mein Tipp an dich:
- Leg dir einen eigenen Ordner an, nenn ihn „Förderwahnsinn“.
- Mach eine Checkliste.
- Und immer: Humor behalten.
Denn wer über die Bürokratie lachen kann, hat sie schon halb besiegt. 😄
💬 Und du? Hast du dich schon mal durch ein Förderformular gekämpft – oder bist du noch in der „PDF-Phase der Verdrängung“?