Manchmal frage ich mich, ob die Zukunft des Geldes vielleicht gar keine Zahlen mehr hat.
Vielleicht sitzen wir eines Tages vor einer KI, die uns sagt, ob wir „investitionswürdig“ sind – auf Basis unserer Online-Gewohnheiten, Stimmlage und CO₂-Fußabdrucks.
Und wenn wir dann brav gelächelt und nachhaltig gehandelt haben, bekommen wir den Kredit – automatisch, digital, ohne menschlichen Blickkontakt.
Ein schönes System.
Oder ein beängstigendes.
Vielleicht beides.
Der Kredit als Bekenntnis
Ein Kredit ist im Kern ein Versprechen:
„Ich glaube an mich – und du, Bank, sollst das auch tun.“
Er ist weniger ein finanzieller Vertrag als ein psychologischer.
Er sagt: Ich plane Zukunft, die noch nicht existiert.
Das ist eigentlich ein zutiefst menschlicher Akt.
Und doch versuchen wir ihn seit Jahren zu automatisieren – zu digitalisieren, zu rationalisieren, zu entemotionalisieren.
Vertrauen als Währung
Ich erinnere mich an einen älteren Banker, der mir mal sagte:
„Am Ende finanzieren wir keine Zahlen, wir finanzieren Menschen.“
Damals hielt ich das für einen PR-Spruch. Heute weiß ich: Das war Weisheit.
Denn was ist Geld anderes als Vertrauen in Zukunft?
Und was ist ein Kredit anderes als die Hoffnung, dass jemand etwas schaffen wird, das morgen mehr wert ist als heute?
Die Ironie ist: Wir leben in einer Welt, die Vertrauen durch Daten ersetzen will – und doch dreht sich alles weiter um dasselbe Prinzip.
Ob Zins, Token oder Blockchain – das System funktioniert nur, solange Menschen an etwas glauben.
Die KI rechnet, der Mensch träumt
Wenn ich sehe, wie Banken jetzt mit künstlicher Intelligenz Kreditentscheidungen treffen, frage ich mich:
Wird die Maschine auch die Leidenschaft eines Gründers erkennen, der nachts an seiner Idee feilt?
Wird sie das Funkeln sehen in den Augen eines Unternehmers, der sagt: „Ich weiß, es ist riskant, aber ich spüre, dass es klappt“?
Vermutlich nicht.
Weil Vertrauen, Mut und Bauchgefühl sich schwer in Algorithmen pressen lassen.
Vielleicht ist das die Ironie der Zukunft
Wir wollen rational investieren, analytisch entscheiden, objektiv bewerten –
und merken doch: Die besten Investitionen waren immer emotional.
Nicht die, die perfekt kalkuliert waren, sondern die, die getragen wurden von Leidenschaft, Mut und ein bisschen Verrücktheit.
Und vielleicht ist das genau das, was KI nie ersetzen kann:
Den Sprung ins Ungewisse, den wir Menschen „Investition“ nennen.
Der Kredit als Liebeserklärung ans Morgen
Ich glaube, Investieren ist am Ende ein poetischer Akt.
Man setzt auf Zukunft, obwohl sie ungewiss ist.
Man vertraut – sich selbst, anderen, der Idee, dass morgen etwas wachsen kann, das heute nur in Zahlen existiert.
Vielleicht wird Geld irgendwann digitaler, schneller, smarter.
Aber solange Menschen noch träumen, wird es Kredite geben.
Denn Träume brauchen Kapital.
💬 Und du? Glaubst du, Vertrauen spielt in der Zukunft des Investierens noch eine Rolle – oder übernehmen bald nur noch Algorithmen die Entscheidungen?